Die Bühne ist fast leer. In der einen Ecke steht eine Kamera, direkt darunter ein Fernseher, der schief und angeschnitten ihr Bild überträgt. Gegenüber ist ein kleines Büro angedeutet, lächerlich in seiner Unwichtigkeit, ein kleiner Schreibtisch, darauf nur ein Laptop und ein Stapel Manuskripte. Wichtiger ist die Box Taschentücher, die bereitsteht für den großen Auftritt des kleinen Mannes. Immer wenn er sich in Fahrt geredet hat, greift er zu der Box und wischt sich die schweißperlende Stirn. Manchmal streckt Olivia sie ihm auch entgegen, sie ist Zeichen für die Höhepunkte seines absurd-euphorischen Monologes.
Olivia sitzt auf einem Stuhl, lächelt nur stumm oder verdreht die Augen. Um als seriöse Schauspielerin durchzugehen, ist ihr Kleid ein wenig zu kurz und ihr Dekolleté ein wenig zu tief ausgeschnitten. Da helfen auch die Erklärungen nicht, dass sie bei der Verfilmung einiger wirklich beschissener Drehbücher schon ihr Talent bewiesen hat. Manchmal holt sie Luft und setzt an zu sprechen, doch während der ganzen 60 Minuten kommt sie nicht ein einziges Mal zu Wort. Denn James, der Regisseur im billigen, beigen Anzug, der ihren Stuhl aufgeregt gestikulierend umkreist, redet ohne Unterlass. Er versucht sie für die Hauptrolle in seinem neuen Drehbuch zu begeistern und man merkt schnell, dass er selbst an seinem Werk zweifeln würde, müsste er seinen unglaublichen Redeschwall nur für eine Minute unterbrechen.
Die Story ist aber auch zu absurd: Amy, die ihren Verlobten Troy beim Anschlag auf das World Trade Center verloren hat, verliebt sich in einen taxifahrenden Ausländer. Kaum in ihrer Wohnung angekommen, stellt sich heraus, dass er zu Osama Bin Ladens direkten Gefolgsmännern gehört. Kurzerhand quartiert sich nicht nur eine ganze Terrorgruppe in Amy´s Wohnung mitsamt Gebetsteppichen und Waffen ein, sogar Osama schaut mit einem wichtigen Auftrag persönlich vorbei: Mohammed, den James der Einfachheit halber auch Beduine, Moslem oder Nomade nennt, soll Disneyland Paris zerstören. Da Amy sich nicht von ihm trennen kann, will sie zunächst sein Schicksal als Selbstmordattentäter teilen, bringt es aber letztendlich nicht übers Herz und verrät Mohammed an die Polizei. Doch- Oh, Wankelmut der Frauen!- kaum sitzt Mohammed in Guantanamo, erwachen Gefühle und Gelüste in Amy, die eine kurze Zwischenepisode mit Nathan nicht zu stillen vermag. Sie will Mohammed zurück und ist gewillt, ihr Leben dafür aufs Spiel zu setzen. Im Rambo-Stil rettet sie ihn schließlich aus der Folter.
Neben der sogar für Hollywoods schlechteste B-Movies abwegigen Handlung, wird ab und an klar, dass James sich die Story erst im selben Moment zusammenspinnt. Wenn Olivia nicht hinsieht, sammelt er immer wieder kurz Inspiration in einem kleinen Stapel von Skripten oder er wiederholt sich gedankenverloren, bis ein Geistesblitz ihm aus der kreativen Misere hilft. Die kurzen Gedankenpausen macht er beim Reden aber durch sein überzogenes Engagement doppelt wett: Er wirft sich an die Wand um Kampfszenen zu verdeutlichen, spricht Olivia ihren gesamten Text in zu hoher Frauenstimme vor und steigert sich dabei in dramatische Gemütszustände. Da fällt schon mal ein verzweifelt geflüstertes „Fuck you, Mohammed!“ oder er erhebt als Olivia schwitzend und animalisch schreiend seine imaginäre Maschinenpistole gegen die Wachen in Guantanamo. James Sprache ist ohnehin unverblümt und direkt, vor allem wenn er von abgerissenen Kinderköpfen im Magic Kingdom oder Amy´s Würgereflex beim Oralverkehr erzählt.
Man kann nur lachen über seine permanenten, sprachlichen Ausrutscher verschiedenen Nationalitäten gegenüber, über seine cholerische Art beim Schauspielern, seine lächerliche Art, Olivia auf die Pelle zu rücken. Kurzum, man amüsiert sich köstlich über James, diesen Stereotypen eines selbstverliebten Hollywoodwichts. Dabei verliert man schnell die Kritik aus den Augen, die Dramatiker Mark Ravenhill mit seinem Stück wohl ursprünglich üben wollte. Natürlich denkt man an Filme wie World Trade Center und dutzend andere, deren Eintrittszahlen proportional zur Angst und Panik in der Gesellschaft steigen. Aber beim Verlassen des Theaters trägt man doch eher ein Grinsen auf den Lippen als eine nachdenklich gerunzelte Stirn. Was manchmal um keinen Deut schlechter ist.